
Mit unterschiedlichen Medien arbeitend, untersuchen Patrick Ostrowsky und Paul Valentin die (Re-)Kontextualisierung von Objekten. Ihre Werke scheinen aus dem Raum-Zeit-Kontinuum gelöst und innerhalb neu konstruierter Realitäten verortet. Im Dialog öffnen ihre Arbeiten digitale, materielle, intellektuelle und emotionale Räume, um über die Suche nach einer Version von Wahrheit zu reflektieren.
Patrick Ostrowsky (*1991, Schwandorf) verbindet Skulptur, Objekt, Performance und Installation auf der Grundlage einer kritischen Auseinandersetzung mit (temporärer) Architektur und Naturräumen, mit Material und Ritual. Er untersucht materielle Aspekte von Orten und Phänomene natürlicher oder von Menschen gemachter abstrakter Spuren in der urbanen Landschaft, um Strukturen des urbanen Lebens und Strategien temporärer Architektur auf die Skulptur zu übertragen.
Die skulpturale Installation „Structures of Existence“ besteht aus Bodenskulpturen mit skelettartigen Metallumrissen in Form von Zellen, die wie ein virtueller Schrein oder eine Art Zeitreiseapparat wirken. Sie enthalten Holz- oder Acrylverkleidungen, keramische Objekte, Beleuchtungskörper oder Ready-Mades. Die Wandarbeiten der Serien „reliefs“ und „WNDW“ verweisen auf Orte, die der Künstler in den letzten Jahren bewohnt hat sowie Richtmaße in der Architektur. Sie bestehen aus zahlreichen gegossenen Materialschichten auf wiederverwendeten Holzplatten, die eine abstrakte Malerei-Skulptur schaffen, deren Oberfläche Spuren eines gelebten Lebens enthalten und von Abwesenheit, Präsenz und dem leisen Gewicht der Erinnerung erzählen. Die Arbeiten der Serie „almsboxes“ erinnern an Schränke, Briefkästen oder andere verschließbare Behältnisse; einige von ihnen lassen einen Blick ins Innere auf ein Amalgam von Gegenständen und Schutt zu. Allen Arbeiten ist gemeinsam, dass sie Geschichten erzählen: von Erlebnissen, Déjà-vus und persönlichen Berührungspunkten, ohne zu versuchen, etwas darzustellen. Sie berühren eine gemeinsame Erfahrung aus Vergangenheit und Gegenwart und führen einen poetischen Tanz zwischen figurativen und abstrakten Momenten herbei, während sie einen äußeren Rahmen bieten, um den inneren zu untersuchen, ein Hin und Her zwischen Mikro und Makro, Kunst und Leben.
Paul Valentins (*1990 München) multidisziplinäre Praxis umfasst Video, Animation, Installation, Skulptur und Sound. Seine Videoarbeiten, die hauptsächlich auf CG basieren, kreisen um Paradoxien, philosophische Dilemmata und klassische Themen der Metaphysik und beziehen sich auf die Literatur des Surrealismus, der Romantik, des magischen Realismus sowie auf Schriften zwischen Philosophie und Wissenschaft.
Valentins jüngste Arbeiten sind in seinem digitalen Science-Fiction-Universum „Formula“ (2023-fortlaufend) angesiedelt. Posthumane Figuren und vertraute Objekte bevölkern eine dystopische Landschaft, die zum Schauplatz wissenschaftlicher und philosophischer Reflexionen wird. Der Videoloop „Dia In The Garden“ zeigt die Hündin Dia, die für Valentin die Verschränkung von Instinkt und Logik und die Überwindung des Paradoxen symbolisiert. Sie ist von einem Bach in der unmöglichen Form eines Penrose-Dreiecks umgeben, was auf M.C. Eschers Lithographie „Waterval“ (1961) verweist. Das Werk ist Teil einer Serie von Arbeiten, in der Valentin den philosophischen Begriff des Münchhausen-Trilemmas und die Frage nach der „ersten Ursache“untersucht. Die Hologramme aus Valentins „Quilt“-Serie zeigen 3D-Renderings von Objekten aus der Zukunft und aus seinem „Formula“-Universum. Quillt 10 zeigt ein Eichmaß (Etalon) einer fernen Zivilisation. Seine Form beinhaltet religiöse Ikonographie, rituelle Funktion und wissenschaftliche Maßeinheiten. Das skulpturale Objekt „Cinders of Sight I“ reflektiert eine verzerrte Realität. Die scheinbar hochglanzpolierte Oberfläche der Vase erzeugt die perfekte Illusion eines Spiegelbildes ihrer Umgebung. Bei genauerem Hinsehen erkennt man jedoch das Bild eines virtuellen Künstlerateliers. Nach dem holografischen Prinzip enthält die zweidimensionale, gekrümmte Oberfläche der Vase alle Informationen über den dreidimensionalen Raum, den man nur erahnen kann.