On Survival (curated by Caterina Avataneo)

Boban Andjelkovic, Helene Appel, Jakob Brugge, Chiara Camoni, Hanna-Maria Hammari, Piotr Łakomy, Anastasia Sosunova, Alan Stefanato, Andrew Norman Wilson 02 02 2021 – 11 03 2021

Das Jahr 2021 öffnete seine Türen einer Weltbevölkerung, die sich im Konflikt befindet; geteilt, aber miteinander verbunden und somit exponiert und verletzlich, teilt sie sich einen Planeten unter den gleichen Bedingungen. Diese Koexistenz scheint eines der drängendsten Themen zu sein, das sowohl auf planetarischer als auch auf molekularer Ebene ein radikales Umdenken erfordert. Dennoch ist ihr Verständnis die Grundlage für großen Unmut. Durch zahlreiche Anspielungen und lyrische Register thematisiert „On Survival“ die Mehrdeutigkeit und den Konflikt hinter den gegensätzlichen Modalitäten menschlicher Subsistenz, insbesondere die Tendenz zu gegenseitiger Fürsorge und Solidarität – oder zu Selbsterhaltung und gesellschaftlichem Rückzug. Die evokativen Eigenschaften der Materialien, Formen und Bilder, die sich auf die Grundlagen des Überlebens beziehen, werden in den Vordergrund gerückt, um Ideen und Stereotypen sowohl von Kollektivität als auch von eremitischer Isolation zu inszenieren bzw. zu entkräften und dabei ihre inhärenten Widersprüche aufzudecken. Die Ausstellung präsentiert gleichzeitig gesellige und bedrohliche Situationen, die sich überlagern und einerseits jedes Gefühl von Sicherheit gefährden oder andererseits eine post-prosperitäre Vitalität entstehen lassen. In einer solch ruinösen Landschaft bleiben die Modalitäten menschlicher Teilhabe eher ungeklärt, und der Blick auf das Überleben wird zu einem Vorwand, um über Wahrnehmungen von Gemeinschaft und Immunität zu einem Zeitpunkt nachzudenken, an dem das Verständnis solcher Ideen zunehmend politische Strategien und das kollektive Bewusstsein um zukünftige Ökologien des Durchhaltens prägt.

 

BOBAN ANDJELKOVIC
(geb. 1975 in Serbien) lebt und arbeitet in München, DE

 

Eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen der Popkultur und Kunstgeschichte ist in der
neo-expressiven Malerei von Boban Andjelkovic ebenso wesentlich wie seine selbstreflexive, malerische Erfahrung. Der Künstler verbindet figurative Bezüge mit einer abstrakten Formensprache und stellt grundsätzliche Fragen zur Bedeutung der Malerei als zeitgenössisches Medium. Anlässlich der Ausstellung „On Survival“ präsentiert Andjelkovic eine neue Serie von Aquarellen und Collagen, die seine persönliche künstlerische Obsession mit dem mythologischen Wesen der Meerjungfrau erkunden. Unter Beibehaltung des humorvollen und grotesken Charakters seiner Gemälde kehrt Andjelkovic zu seiner jüngsten Auseinandersetzung mit der Bedeutung und Rolle von Künstlerinnen im kunsthistorischen Kanon zurück, verlagert aber das dargestellte Subjekt auf die nicht-menschliche Kreatur eines Wasserwesens, deren Mehrdeutigkeit von der griechischen Mythologie bis zur Walt-Disney-Popkultur wohlbekannt ist. Die fließende malerische Geste stellt eine Bedrohung für die Figur selbst dar, die sich zuweilen im Bildraum aufzulösen scheint. Das fremde Auge des Anderen und der Schriftzug „SPLASH” fungieren als Zeugen des Moments zwischen Figuration und Abstraktion, Anfang und Ende, Existenz und Verschwinden.

Boban Andjelkovic studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München. Seine Arbeiten waren vielfach in Ausstellungen in München und im überregionalen Kontext zu sehen. Einzelausstellungen u.a.: Zwei Sieben, Karlsruhe (2018), Artothek München (2017), Lothringer13/Halle München (2010). Gruppenausstellungen u.a.: Rathausgalerie München (2020), Munich Re und Lenbachhaus München (2016). Andjelkovic erhielt den Bayerischen Kunstförderpreis und das Stipendium der Cité Internationale des Arts, Paris.

 

HELENE APPEL

(geb. 1976 in Karlsruhe, DE) lebt und arbeitet in Berlin, DE

 

Helene Appel ist eine Malerin, deren Praxis die technischen Aspekte und Grenzen der Malerei erforscht. Ihre Sujets sind oft Details aus der Natur oder Objekte aus der alltäglichen Umgebung, die Appel unverwechselbar in deren exakten Maßstab malt, was zu erheblichen Maßstabsverschiebungen innerhalb ihrer Werke und der physischen Beziehung des Betrachters zu jedem Objekt führt. Die Sujets ihrer Bilder existieren auf der Rohheit der Leinwand und bewegen sich zwischen Abstraktion, Figuration, Objet trouvé und Stillleben, um sie ihren ganz eigenen, schwer fassbaren Raum einnehmen zu lassen. Appels Absicht ist es nicht, das Auge mit Malerei zu täuschen, sondern die Präsenz des Objekts zu evozieren. In „On Survival“ zeigt Appel lebensgroße Quasi-Schnitte von Baumstämmen und eine Leinwandarbeit, die den Eindruck eines dicken Klumpens trockener Erde suggeriert, der den Bildträger perforiert oder zerbröselt. In Anlehnung an Lucio Fontana schlitzt Appel die Leinwand auf oder zerstört sie indem sie die Formen der dargestellten Objekte ausschneidet. So wird die Leinwand nicht als Bild, sondern als Objekt an sich lebendig. Zum einen wird der Bildraum erweitert, zum anderen passt im Fall von „Erde“ (2020) der Schatten hinter den Löchern zur erdigen Farbgebung, sodass es ein genaues Hinsehen erfordert, um zu erkennen, ob das Loch tatsächlich in der Leinwand oder in der Erde des Bildes ist. Im Kontext der Ausstellung fordert Appels Umgang mit der materiellen Oberfläche das Überleben der Leinwand selbst heraus. Durch die Wahl ihrer Sujets trägt sie dazu bei, Themen in den Vordergrund zu rücken, die sich auf die Grundlagen des Durchhaltens von Beständigkeit und deren stereotypen Einstellungen beziehen.

Helene Appel studierte Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg und am Royal College of Art in London. Zuletzt wurden ihre Arbeiten im CCA Andratx, Mallorca, Spanien, gezeigt, wo sie 2019 Artist-in-Residence war. Ihre Werke werden international ausgestellt und sind in Sammlungen wie der Sammlung La Gaia, Busca, Italien, dem Mönchehaus Museum Goslar und der Olbricht/Sammlung, Berlin vertreten. Derzeit unterrichtet sie Malerei an der HBK Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

 

JAKOB BRUGGE

(geb. 1990 in Los Angeles, USA) lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, DE und Brüssel, BE.

 

Die künstlerische Praxis von Jakob Brugge basiert auf einer Form der gegenständlichen Skulptur, die vor allem aus der akribischen Imitation von scheinbar massenproduzierten Objekten besteht, welche stark mit politischer und ideologischer Bedeutung aufgeladen sind. Von Pfadfinderuniformen bis hin zu Polohemden – Brugge nutzt den Prozess der Rekonstruktion und Fälschung als Strategie, um den angenommenen Wert und die Bedeutung eines Objekts zu hinterfragen und um gleichzeitig zu untersuchen, wie sich symbolische Abgrenzungen – sowohl politische als auch bürgerliche – innerhalb sozialer Gruppen manifestieren. „Welcome to the Party“ (2020) ist eine Nachbildung eines gekauften Stücks feierlicher Dekoration, bekannt als Wimpel. Diese Arbeit ist ein Versuch, die symbolische Bedeutung eines Objekts zu entleeren – und zwar eines nostalgischen Objekts, das meist stellvertretend für eine Gemeinschaft steht, sei es durch die Farben eines Sportteams, einer High School oder einer Nation. Damit schafft Brugge einen Raum für ein potenzielles Neustecken von Grenzen, entlang derer diese symbolische Identifikation stattfindet. Sie sind in gewissem Sinne Avatare der Repräsentation (sowohl politisch als auch anderweitig), bedeutungslose Feste für unwissende Kollaborateure. Sie implizieren ein Publikum und grenzen gleichzeitig den Raum ab, indem sie den Zugang erlauben oder ausschließen. Aber ihre Abgrenzung ist eine mehrdeutige. Sie wurzelt in einer nostalgischen Form, die sich selbst ankündigt, aber nicht, wofür sie steht. Sie ist einladend, legt aber nicht fest, wer willkommen ist und artikuliert damit vielleicht eine stillschweigende Ablehnung aller Dinge.

Einzelausstellungen u.a.: GAO, London (2019),  fffriedrich, Frankfurt am Main  (2018),  Human Resources, Los Angeles, USA (2016). Ausgewählte Gruppenausstellungen u.a.: Bel Ami, Los Angeles (2020), Pina, Wien,  (2019), Air Conditioned, Städel Museum, Frankfurt (2019) Tor Art Space, Frankfurt (2018).

 

CHIARA CAMONI

(geb. 1974, Piacenza, IT) lebt und arbeitet in Fabbiano, IT

 

Chiara Camoni arbeitet mit Zeichnung, Skulptur, Pflanzendruck und Video, um den Ausdruck von Gedanken durch Form und die kollektive Generierung von Bedeutung zu erforschen. Camonis Werke entstehen oft mit der Unterstützung von Freunden, Verwandten und Mitarbeiter*innen, die alle Mitglieder ihres erweiterten Ateliers oder „centri di sperimentazione” sind. In ihrem Haus in der Toskana, zwischen den Hügeln der Versilia, erforscht die Künstlerin unaufhörlich den Akt des Schaffens, des „Bildhauens” als Geste, die immer von einer relationalen Ebene durchdrungen ist – einer Geste des Teilens und der Entdeckung der Poetik des Gewöhnlichen und der Komplexität der einfachen Dinge. Die Installation „Untitled (A Tent)“ (2019), in der Vorschläge für Schutz und Zusammengehörigkeit  thematisiert werden, besteht aus einer Serie von Pflanzendrucken, die im Kollektiv aus zerbrechlichsten und vielleicht unscheinbarsten Elementen der verfügbaren natürlichen Umgebung hergestellt wurden. Unter anderem hinterlassen Blumen, Unkraut, Pilze oder trockene Äste Spuren von etwas, das man als den Geist des Planeten Erde sehen könnte, der dringend Aufmerksamkeit und Pflege braucht.

Nach ihrem Abschluss in Bildhauerei an der Kunstakademie in Brera, Mailand, arbeitete Chiara Camoni viele Jahre am Institut für Naturwissenschaften in Neapel. Zusammen mit anderen Künstlern gründete sie das MAGra Museum für zeitgenössische Kunst in Granara und die Gruppe Vladivostok. Camonis Werk wurde in Italien und international ausgestellt, mit aktuellen und kommenden Einzelausstellungen in: CAPC, Bordeaux,Frankreich (2021) MOSTYN, Llandudno, Wales (2019); Arcade, London (2018) und MIMA, Middlesbrough, England (2017). Derzeit nimmt sie an der FUORI, Quadriennale di Roma in Italien teil.

 

HANNA-MARIA HAMMARI

(geb. 1986 in Finnland) lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, DE

 

In ihrer skulpturalen Praxis geht Hanna-Maria Hammari materiellen und formalen Untersuchungen von Unbehagen, Ablehnung und Instabilität nach. Die Künstlerin manipuliert ein vielfältiges Vokabular an Materialien – von Holz, Kunstpelz, Latex und Heliumballons bis hin zu Stahl und Keramik – um resonante und anspielungsreiche Kombinationen aus Bildern, Formen und Erzählweisen zu konstruieren, die die Spannung zwischen Dualitäten ausloten. In der Ausstellung „On Survival“ wurde eine Reihe von Keramikskulpturen auf dem Boden platziert, die wie metallische Fallen für Jagdtiere anmuten. Die Spannung innerhalb der verwendeten Materialien und deren Ähnlichkeit erzeugt abwechselnde Gefühle von Sicherheit und Bedrohung und trägt so dazu bei, widersprüchliche Elemente der gängigen Ästhetik des Überlebens auf der Basis von Selbstversorgung zu präsentieren. Die Arbeiten sind Teil einer größeren Serie von Formfindungen, die vom Gefühl der Trächtigkeit und des Schreckens in Bezug auf Schwangerschaft inspiriert sind.

Von 2011 bis 2017 studierte Hanna-Maria Hammari als Meisterschülerin bei Prof. Tobias Rehberger an der Frankfurter Kunstakademie Städelschule. Im Jahr 2016 verbrachte sie ein Auslandssemester an der Cooper Union in New York, USA. Ihre Arbeiten waren zuletzt vertreten in Ausstellungen im Frankfurter Kunstverein (2019), bei Deborah Schamoni, München (2019), in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden (2019), bei Gillmeier Rech, Berlin (2018), im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt (2017).

 

PIOTR ŁAKOMY

(geb. 1983 in Polen) lebt und arbeitet in Poznan, PL

 

Straußeneier, Bienenwachs, Leichensäcke, Schaumstoff, Materialien aus der Luft- und Raumfahrt und Kleidung zählen unter anderem zu den Materialien, die Piotr Lakomy’s bildhauerische Praxis charakterisieren, welche sich mit dem menschlichen Körper und seiner Beziehung zu Objekten, sowie der konstruierten Umwelt und Architektur auseinandersetzt. Beeinflusst von der rationalistischen Architektur und dem Biomorphismus von Frederick Kiesler, verwendet der Künstler sowohl industriell gefertigte als auch organische Materialien, die zusammen mit der Wahl der Form und der Nutzung des Raumes Ideen von Habitaten liefern. Für „On Survival“ präsentiert Lakomy zwei Skulpturen, deren Materialien sich auf Gedanken zum Thema Lebensraum beziehen, aber auch auf die Spannungen hinter Verletzlichkeit und Sterblichkeit als universelle menschliche Bedingungen. Vom Bambus, der altbekannt als Baumaterial verwendet wird und in DIY-Anleitungen für den Hausbau sehr beliebt ist, über geknackte Straußeneier – Schale und Schutzschicht per Definition – und Leichensäcke, mit ihrer kalten, tödlichen Präsenz, werden Vorstellungen von Schutz sowohl inszeniert als auch widerrufen. In Anlehnung an das modulare Schema von Le Corbusier behalten die Skulpturen ihre Proportionen bei, die sich an humanen Maßstäben orientieren. Gleichzeitig verweisen sie auf die Abwesenheit menschlichen Lebens und lassen Raum für Ambiguität. Die Wärme von befruchteten Eiern, neben dem künstlich hergestellten, zusammengefalteten Tuch eines Leichensacks oder der schädelartigen Erscheinung von Aluminiumwaben, erzeugen ein Gefühl des Schwebens zwischen Leben und Tod, das auch in den Titeln der Arbeiten betont wird.

Jüngste Einzelausstellungen unter anderem: Simian, Kopenhagen (2020), Koenig 2, Wien (2020); SKALA, Poznań, Polen (2020), Avant-Garde Institute, Warschau Polen (2019), Centre for Contemporary Art FUTURA , Prag, CZ (2019), The Sunday Painter, London (2019), Stereo, Warschau, Polen (2017). Ausgewählte Gruppenausstellungen: Slash, San Francisco, USA (2020), Foundation Cartier, Paris, Frankreich (2019), Kim Contemporary Art Center, Riga, Lettland (2018), Xawery Dunikowski Museum of Sculpture, Warschau, Polen (2017), Views Art Prize, Deutsche Bank Foundation Award, Zachęta National Gallery of Art, Warschau, Polen (2015), Private Settings, Museum of Modern Art Waschau, Polen (2014).

 

ANASTASIA SOSUNOVA

(geb. 1993 in Ignalina, LT) lebt und arbeitet in Vilnius, LT.

 

Anastasia Sosunovas multidisziplinäre Praxis besteht unter anderem aus Videos, Installationen, Texten und Druckgrafiken. Sosunova betrachtet Objekte mit Neugierde und versucht, sich deren Vergangenheit vorzustellen oder nachzuvollziehen, sowie die Geschichten der Individuen und größeren Gemeinschaften, die diese Artefakte einst besaßen. Oft geht es bei ihren Forschungen darum, zu verstehen, wie bestimmte Normen funktionieren insbesondere in Osteuropa mit seinen russischen Einflüssen – vom religiösen Glauben bis hin zu kulinarischen oder kunsthandwerklichen Traditionen. Sosunova interessiert sich für Anthropologie, Geschichte und Politik und konzentriert sich in ihrer Arbeit auf die Art und Weise, wie Gemeinschaften und Identitäten gebildet werden, bestehen bleiben und sich auflösen. Dies erfordert oft eine Praxis des Wahrnehmens und der genauen Kenntnis unserer Kontexte und der Art und Weise, wie wir mit ihnen interagieren. Anlässlich von „On Survival“ präsentiert Anastasia Sosunova eine ortsspezifische Installation auf dem Besprechungstisch der Galerie Inspiriert von den Schriften Sarah Ahmeds, nähert sich Sosunova dem Tisch als Ort der Geselligkeit und Begegnung, aber auch als Schauplatz von Debatten und potenzieller Dissonanz. In dieser Arbeit bezieht sich die Künstlerin auf den osteuropäischen Mythos von Samobranka und inszeniert ein magisches Tischtuch, das der Sage nach für eine aus dem Nichts auftauchende Fülle von Speisen sorgt, bei falscher Behandlung aber auch verdorbene oder versalzene Mahlzeiten anbieten kann. Sosunova setzt dieses Symbol als Metapher für unsichtbare häusliche Arbeit ein und platziert auf das Tischtuch eine Reihe von Karawai-Kuchenskulpturen, die sich auf magische Weise auf dem Tisch materialisieren. Traditionell einen Akt der Aufnahme in die Gemeinschaft symbolisierend, offenbaren die Karawai-Kuchen hier einen eher giftigen metallischen Kern mit monströsen Radierungen. Ähnlich wie bei Jakob Brugge’s Wimpeln in „Welcome to the Party“ (2020), die im gleichen Raum gezeigt werden, impliziert der Tisch ein kollektives Publikum. Wer aber tatsächlich an der Tafel Platz nehmen darf, bleibt unklar.

Anastasia Sosunova hat einen BA in Grafik und einen MA in Bildhauerei von der Kunstakademie Vilnius. Zu den jüngsten Ausstellungen und Screenings zählen: 2nd Riga International Biennial of Contemporary Art, Riga, Lettland(2020); Kogo, Tartu, Estland (2019); Online-Pavillon der Wrong BiennaIe (2019); I: project space, Peking, China (2019); Contemporary Art Center, Rupert and Editorial, Vilnius, Litauen. Residencies: Rupert in Vilnius, Litauen (2019),  Achterhaus Ateliers in Hamburg (2019), Fynske Akademie in Odense, Dänemark (2018).

 

ALAN STEFANATO

(geb. 1992 in Trieste, IT) lebt und arbeitet in Turin, IT.

 

In seiner Kunst, die sich hauptsächlich in Ölmalerei, aber auch Zeichnung und Skulptur entfaltet, entwickelte Alan Stefanato einen Atlas magischer und surrealer Landschaften, in denen Abstraktion und Figuration aufeinandertreffen und sich auflösen. Stefanatos höhlenartige Halluzinationen erzeugen sowohl groteske als auch skurrile Charaktere; es sind ephemere Formen, die mit innerweltlichen Empfindungen aufgeladen werden, jenseitige Visionen vom Wandel und Metamorphose. Die im Rahmen von „On Survival“ präsentierten Arbeiten zeigen eine von Stefanatos charakteristischen nicht-menschlichen Figuren, die zugleich tödlich und komisch wirken. Zusätzlich präsentiert er eine dunkle Landschaft auf der sich schleim-artige Formationen manifestieren. In beiden Fällen scheinen  nicht-menschliche Lebensformen aus feindlichen Umgebungen hervorzugehen, in denen es an Sonnenlicht fehlt, um die (menschliche) Existenz zu beleben und wo das Leben andere Wege findet, um zu Tage zu treten. Stefanato vermittelt erhabene Charaktere, indem er ihnen ein animistisches Aussehen verleiht. Die Arbeiten vermenschlichen nicht einfach Ideen, sie suggerieren vielmehr eine Störung, ja ein Sich-Lustig-Machen über anthropozentrische Vorstellungen vom Überleben.

Zu den jüngsten Ausstellungen Stefanatos zählen: Phoenix piece Roma, Italien (2019), Dimora Artica screen Teatring, Mailand, Italien (2018), Deutschvilla Museum Strobl, Strobl, Österreich (2018), 19. Premio Vittorio Viviani Villa Brivio Nova Milanese, Italien (2017), Bucharest international Biennal for contemporary art Bucharest, Rumanien (2016). Zuletzt war er Artist-in-Residence bei Cripta747, Turin, Italien.

 

ANDREW NORMAN WILSON

(geb. 1983 in Los Angeles, USA) lebt und arbeitet zwischen der EU und den USA.

 

Andrew Norman Wilsons multidisziplinäre Praxis erforscht hauptsächlich die Rolle, die Technologie bei der Verstärkung der Wirkung von „Wahrhaftigkeit” gegenüber der Wahrheit spielt. Indem Klang, Bilder, Objekte, Computer und Körper miteinander in Beziehung treten, bieten sie Möglichkeiten für intermediale Eindrücke, die überraschende neue Effekte und komplizierte Bedeutungen hervorrufen. In der Zweikanal-Videoinstallation „Z = |Z/Z•Z-1 mod 2|-1“ verwendet Wilson drei verschiedene Bildgebungstechnologien – ein fotografisches Objektiv, fotorealistische Ray-Tracing-Animationen und fraktale Ray-Marching-Animationen – um durch drei konstruierte Umgebungen zu zoomen. Im ersten Teil von „Z = |Z/Z•Z-1 mod 2|-1: The Old Victrola“ wird ein Canon-Teleobjektiv mit einer Brennweite von 75 mm bis 1500 mm verwendet, das für die Tier-Kinematografie entwickelt wurde. Dieser unheimlich verlängerte Zoom bewegt sich von einer Stadtansicht zu Details auf einem einzelnen Balkon von Bertrand Goldbergs Marina City, Chicagos ikonischem lotusförmigem Komplex aus organischen Architekturformen. Der zweite Abschnitt verwendet fotorealistische, computergenerierte 8K-Materialien, die üblicherweise in der Architektur für das Rendern verwendet werden, sowie in Videospielen und in der Filmindustrie. Der dritte Teil schließlich wurde prozedural mit einer fraktalen Software generiert, die auch in architektonischen Renderings, Videospielen verwendet wird und die der Künstler zusammen mit dem Informatiker Code Parade entwickelt hat, um eine Reihe von unendlichen synthetischen 3D-Landschaften zu rendern, die für etwas anderes als den menschlichen Körper konstruiert wurden. In „Z = |Z/Z•Z-1 mod 2|-1: Lavender Town Syndrome“ verwendet Wilson dieselben Aufnahmen mit Telezoom-Objektiv neben einem amphetamin-getriebenen Bewusstseinsstrom, der von einem Erzähler vorgetragen wird, der früher mit seinen beiden künstlerischen Mitarbeitern und deren Zwillingsjungen in Marina City lebte. Im Laufe des Monologs, der sich in sehr wortgewandter Sprache entfaltet, wird eine schwindelerregende Abfolge von Details und Ablenkungen präsentiert, bis er mit einer Spekulation über das Überleben von Pokémon endet, sobald sie im Pokéball gespeichert sind. „Z = |Z/Z•Z-1 mod 2|-1“ präsentiert sich als vielschichtige und komplexe Fiktion und fungiert hier als Kommentar zur menschlich konstruierten kollektiven Vorstellungskraft, die sich in den Bedingungen des Lebens manifestiert und sowohl durch Sprache als auch durch Technologie vermittelt wird. Diese Arbeiten sind Teil eines laufenden Projekts: eine metafiktionale Dokumentation über eine Gruppe von Künstlern, die schließlich aus der zeitgenössischen Kunstwelt aussteigen, um sozial produktivere Designprojekte zu verfolgen.

Zu den jüngsten Ausstellungen zählen: Ordet, Mailand, Italien (2020), Kunstverein Braunschweig, Braunschweig (2019) (solo), LUMA Arles Frankreich (2018), Whitney Museum New York (2017) und die Gwangju Biennale, Gwangju, Korea (2016).

 

Caterina Avataneo ist eine unabhängige Kuratorin und lebt zwischen London und Turin.

Overview

Boban Andjelkovic
Helene Appel
Jakob Brugge
Chiara Camoni
Hanna-Maria Hammari
Piotr Łakomy
Anastasia Sosunova
Alan Stefanato
Andrew Norman Wilson

 

Kuratiert von Caterina Avataneo

Online
Presse
Credits

Caterina Avataneo (Ausstellungstext)

Dirk Tacke (Fotografie)

 

Ausstellungsansichten

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Videodokumentation von Felizitas Hoffmann

Werke

Chiara Camoni

A tent, 2019

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Helene Appel

Oak, 2019

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Helene Appel

Oak, 2019

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Helene Appel

Erde, 2020

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Hanna-Maria Hammari

Untitled (Trap), 2019

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Hanna-Maria Hammari

Untitled (Trap), 2019

Details
Andrew Norman Wilson

Lavender Town Syndrome, 2020

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Andrew Norman Wilson

The Old Victrola, 2020

Details
Boban Andjelkovic

Dive, 2020

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Boban Andjelkovic

Mr. Mermaid, 2020

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Piotr Łakomy

Suspended Life, 2017-2020

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Alan Stefanato

New Moon, 2020

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Alan Stefanato

The inhabitant of the rotten wood, 2019

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Anastasia Sosunova

Another Dinner Ruined, 2021

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Jakob Brugge

Welcome to the Party, 2020

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