Laura Ní Fhlaibhín
Die Werke von Laura Ní Fhlaibhín entstammen verwunschenen Ländern der Beschwörungen in einer modernen Zeit der medizinischen Gerätschaften und der extraktiven Petrowirtschaft. Parallel zu den hochmodernen Werkzeugen eines Chirurgen besteht eine Landschaft voller Volksmärchen, in denen Pflanzen und Tiere mit magischer Kraft leben und Bauern ihre Ländereien vor dem Piseóg schützen. Dieser Begriff wird frei als Fluch definiert und in der irischen Mythologie mit einem Gegenstand in Verbindung gebracht, der einmal gelebt hat oder hätte leben können. Gegenstände, die sich in der Schwebe zwischen Leben und Tod befinden, haben die Fähigkeit, das Glück der Betroffenen für denjenigen zu rauben, der den Fluch ausgesprochen hat.
Bronzeamulette, Weidenzweige und eiförmige Objekte sind in einer räumlichen, materiellen Konstellation angeordnet, die dem Auf und Ab der Schwerkraft um diese Objekte folgt. Der Wind weht durch die Weidenbündel, die in feuchter, armer Erde wachsen, wo Schneckenschleimspuren in der Feuchtigkeit zermalmter kleiner Körper tanzen. Hier verbinden sich die Vorfahren mit dem Insekten-, Säugetier-, Pflanzen- und Mineralboden, der die Plazenta der Erde ist. Feuchte Erde auf einer grünen Insel, die Nässe bringt Leben, und unter dem rissigen Stein sprießen Quellen hervor.
Der Körper ist ein Behälter für die Nässe, die ihn erhält: Lebensblut, Speichel an der Wange, Schweiß auf der Stirn, feuchte Substanz, die mit der Erregung wächst. Tropfende Lecks definieren Wohlbefinden und Krankheit, eine Nadel sticht in das am Tropf hängende Blut – sowohl gut als auch böse, wie bei einem Ei. Eier sind Symbole der Fruchtbarkeit, des neuen Lebens, der Regeneration – aber es ist auch die Form, die ein Piseóg am häufigsten annimmt. In ähnlicher Weise wird das, was einst Jugend und Fruchtbarkeit bedeutete, zu Krankheit und Leckage in gebrechlichen Körpern, die sich im Laufe der Zeit verändern.
In Irland werden Leben und Tod von gegensätzlichen Vorstellungen bestimmt, die oft im Widerspruch zueinander stehen – die der Feen und der katholischen Kirche. Für eine Generation von Frauen, die sowohl katholisch als auch irisch erzogen wurden, ist die Befreiung nie eingetroffen. Unfähig, das Versprechen sexueller Freiheit zu erleben, erschafft Ní Fhlaibhín ein orgastisch-ekstatisches Leben nach dem Tod.
Das Altern stellt für Frauen einen doppelten Fluch dar, wenn der Körper nicht mehr fruchtbar ist. Während die Menopause nur die Halbzeit im Leben einer Frau markiert, wird sie von der gesellschaftlichen Ordnung als der Endpunkt angesehen. Das Schweigen, das dieses Thema einhüllt, ist Teil einer seit langem bestehenden patriarchalischen Dominanz, die den Körper der Frau als Reproduktionsmaschine definiert. Der Generation ihrer Oma gewidmet, hat Ní Fhlaibhín deren Sticktechnik auf Inkontinenzeinlagen angewandt, um in der Handschrift ihrer Großmutter „good luck“ zu schreiben – und damit nicht den Fluch, sondern gute Wünsche zu beschwören.
Die Weichheit der Absorptionsunterlage steht im Kontrast zu der Schärfe der chirurgischen Werkzeuge – ein Kontrast, der uns von der Geburt bis zum Tod begleitet. Wenn austretendes Fleisch auf die orgiastischen Biegungen von Schneckenspuren in der Erde trifft, wenn die Erdölreste unserer Vorfahren mit der warmen Flüssigkeit eines aufgeschlagenen Eies und den verwesenden Überresten der Weidenblätter durchdrungen werden. Wenn unsere Körper gleiten, zusammen, sich berührend, durchtränkt mit Bienenwachs und gesprenkelt mit Bronze in einem ewigen Austausch schmierender Energien. Wir werden im Zickzack verlaufende Spuren im Boden hinterlassen.
Das Geisterschiff segelt auf einem Fluss aus Nebel – ein Fluss hat immer zwei Ufer, das Leben und den Tod – und die Mitte wird durch Nässe definiert. Ei, Weide, Nässe – eine doppelseitige Folie des Piseóg.
