Diese Auswahl von Werken ist ein schwer zu knüpfender Faden. Alle wurden von Künstler*innen geschaffen, die die Tatsache verbindet, dass sie Irisch sind, sei es durch Geburt oder Adoption. Trotz unserer zunehmend digitalen Welt spiegeln Nationalitäten immer noch politische Strukturen wider, die Gesellschaften beherrschen und Zugehörigkeitsgefühle verfestigen. Indem sie alles umkreisen[1] und die Spannungen zwischen Bindung und Identität, Schönheit und Übel eines Landes, Erinnerungen und Träume, Licht und Schatten aufzeigen, können künstlerische Praktiken diese Strukturen in Frage stellen. In einem stillen Galerieraum sind zugleich vertraute wie fremde, schlurfende Schritte zu hören. Indem das Publikum durch die Ausstellung schreitet, ist es eingeladen, das Kommen und Gehen, die Eindrücke, die die Künstler*innen hier vermitteln, nachzuempfinden. Und durch die fragmentierten Stimmen der Ausstellung einen eigenen Rhythmus zu choreografieren.
Die Galerieräume bieten die Möglichkeit des Innehaltens, um die administrative Zeit und Raum fernzuhalten und eine Art Schwebezustand zu schaffen. In ihren Schatten bietet die gebaute Umwelt von Bassam Issa Al-Sabah eine Landschaft, die die dissonante Natur der Erinnerung und Prozesse der Selbst-Rekonstruktion widerspiegelt. Ein paar Schritte weiter winken die sequenzierten Felder von Niamh O’Malley, während man durch sie hindurchgeht. Und die nährenden Weideflächen von Laura Ní Fhlaibhín wachsen in einem Hauch von Entfernung. Bewusst sorgend, um umsorgt zu werden. Pause. Ein schimmernder Weg aus beschlagenen, faltigen Spiegeln, von Laura Gannon rhythmisch platziert, führt zu mythischen Szenerien und Rascheln. Pause. Die von Alice Maher aus farbigem Holz geformten Wasserkörper tanzen in der Stille, ihre entführten Stimmen zu ihren Füßen. Während die Unterwasserleere von Lauren Gault der Strudel sich ausbreitender Echos ist. Alles im Fluss. Alles endet dort, wo es begann, in einem heimischen und zugleich fremden Raum. Von innen nach außen arbeitet Alan Magee an der Haut vitaler Kräfte, die sich in Traktion aber bewegungslos zeigen, in einem vertrauten Raum, verzerrt durch Mairead O’hEochas träumerische und leuchtende innere Visionen. Zehn Sekunden anhalten. Ausblenden.
Wie in Samuel Becketts Footfalls ertönt die Stimme der/des Mutter(landes) aus dem Dunkeln, aus dem Off, außerhalb des Blickfelds, aber sehr präsent. Eine Befehlsstimme, unaufhörlich, ersehnt, fürsorglich und einschränkend, einen fragmentierten Vorschlag vorantreibend, der womöglich in einen Rhythmus findet. Eine Ausstellung, die sich von den Künstler*innen zu den Betrachtenden und zurück bewegt, die über Grenzen und Länder, Korridore und Räume hinweg widerhallt.
[1] “Revolving it all”, “Pause”, and “Hold ten seconds. Fade out” sind direkte Zitate aus dem Stück Footfalls von Samuel Beckett: Beckett, S. Collected Shorter Plays. London: Faber and Faber, 1984. S. 237-243.